4 von 8 Athleten stehen 2017 nicht zur Verfügung
Unvergessen sind die Bilder vom 13. August 2016, als sich der Deutschland-Achter im spannenden Olympiafinale eine Ruder-Schlacht mit den Briten und den Holländern lieferte. Nach 2.000 Metern kamen sie eben zwischen beiden Nationen als Zweiter ins Ziel. Das deutsche Boot mit Maximilian Munski, Malte Jakschik, Andreas Kuffner, Eric Johannesen, Maximilian Reinelt, Felix Drahotta, Richard Schmidt, Hannes Ocik und Steuermann Martin Sauer sicherte sich damals die Silbermedaille.
Heute, etwa 5 Monate später muss sich das Paradeboot der Deutschen fast komplett neu aufstellen. Ende vergangenen Jahres hatte Andreas Kuffner bereits seine Karriere beendet, nun haben auch Maximilian Reinelt und Maximilian Munski ihren Abschied vom Leistungssport bekanntgegeben. Drei Säulen des Deutschland-Achters, die das deutsche Flaggschiff über Jahre geprägt haben, legen damit ihre schwarz-rot-goldenen Riemen für immer in die Ecke. Des Weiteren verabschiedet sich, allerdings erstmal nur für ein Jahr, Eric Johannesen. Der 28-jährige Hamburger will nach seinen zweiten Olympischen Spielen ein Jahr Auszeit nehmen, um sich auf Studium und Berufsausbildung zu konzentrieren.
Alle anderen gehen den Weg weiter. Heiß auf die nächsten vier Jahre ist vor allem Hannes Ocik, der vor Kurzem auf einer Pressekonferenz seinen neuen Weg mit den Sponsoren vorstellte:
Reinelt war 6 Jahre festes Bestandteil des Achters
Fünffacher Europameister, zweimaliger Weltmeister, Olympia -Gold in London und Silber in Rio de Janeiro – Maximilian Reinelt hat mit dem Deutschland-Achter einen Titel nach dem anderen abgeräumt und damit eine Ära entscheidend mitgeprägt.
„Ich habe über die Hälfte meines Lebens Rudern als Leistungssport betrieben. Ich kenne es gar nicht mehr anders. Das nächste große Ziel wäre Tokio, da wäre ich gerne dabei gewesen, aber es sind noch vier Jahre und irgendwann wird es Zeit für einen neuen Lebensabschnitt. Rudern hatte bei mir immer Priorität, nun gehe ich den Schritt in eine neue Richtung“, sagt Reinelt auf deutschland-achter.de. Der 28-Jährige befindet sich auf der Zielgeraden seines Medizinstudiums und kann schon im nächsten Jahr Arzt sein.
Munski hat das Maximum aus sich herausgeholt
Der Lübecker genießt seit den Olympischen Spielen die Freiheit und die neue gewonnene Flexibilität. „Das ist ein angenehmes Gefühl. Es war die richtige Entscheidung, meine Laufbahn zu beenden. Ich habe jetzt neue Aufgaben und einen anderen Lebensrhythmus, bei dem ich spontan mal was unternehmen kann. Meine Freunde lernen mich jetzt von einer ganz anderen Seite kennen.“ Der Lehramtsstudent der Uni Hamburg will im Sommer seinen Bachelor und danach den Master in Sonderpädagogik machen. „Ich denke, beim Rudern habe ich das Maximum aus mir herausgeholt, der Zahn der Zeit nagt auch an einem und der Nachwuchs scharrt mit den Hufen. Da muss man den richtigen Zeitpunkt abpassen, anderen Platz zu machen.“
Kuffner rettete durch das Rudern das Leben seines Vaters
Auch Andreas Kuffner, der bereits im Dezember seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte, hat sich für die Zeit nach dem Leistungssport jede Menge vorgenommen. Vor einigen Monaten hatte der 29-Jährige seine Freundin Jenny geheiratet und seinen Abschluss als Wirtschaftsingenieur mit einem Notenschnitt von 1,3 gemacht. Kuffner verabschiedet sich nach 15 Jahren Leistungssport.
Nach turbulenter vorolympischer Zeit nimmt er nun etwas Abstand vom Rudersport, durch den er aber erst seinen Vater vor dem sicheren Tod im letzten Jahr retten konnte. Am 11. März, seinem Geburtstag, bekam Kuffner einen Anruf, dass sein Vater mit Bauchspeicheldrüsenkrebs im Krankenhaus liegt. „Ich habe das Training abgebrochen, Bundestrainer Ralf Holtmeyer informiert. Bin zu meinem Vater ins Krankenhaus nach Bayern gefahren, habe dort mehrere Wochen verbracht, die Ärzte gedrängt, etwas zu unternehmen, ihn schnell zu behandeln“, so Kuffner in einem Interview. Die Ärzte gaben ihm noch drei Monate. An Leistungssport war nicht mehr zu denken. Da der Ruder-Achter oft bei der Aktion „Rudern gegen Krebs“ mitwirkte, gab ihm Teamkollege Richard Schmidt den Tipp sich in Heidelberg bei den Spezialisten zu melden. „Dort ist die beste Klinik, die es dafür gibt, der beste Arzt. Der Chef der Onkologie hat sich auf meine Anfrage hin gleich zurückgemeldet und meinem Vater sofort einen Termin gegeben. Ein paar Tage später wurde er operiert – vom besten Operateur der Welt. Das hat achteinhalb Stunden gedauert, andere Chirurgen hätten das niemals so durchgezogen. Mein Vater lebt, hat jetzt eine erfolgreiche Chemotherapie hinter sich.“
Der Bundestrainer und auch sein Team standen immer hinter ihm. Der Trainer gab ihm sogar einen Freifahrtschein für Olympia . „Ich solle mich um meinen Vater kümmern, sei jedoch nicht abgeschrieben für Rio. Als klar war, dass er operiert werden kann, hat mein Vater gesagt: Junge, du hast das Maximum für mich rausgeholt, mach jetzt wieder Sport.“ Er ist dankbar, seinem Sport, dem Rudern, dass sein Vater über diese Verbindung gerettet werden konnte.