Staatschef Kim Jong-un lässt „sozialistisches Utopia“ errichten.
Es ist ein Prestige-Projekt und Propanda-Instrument: In Nordkorea weihte Machthaber Kim Jong-un ein neues Wintersportgebiet namens Samjiyon ein. Das „sozialistische Utopia“ wie es Staatsmedien bezeichneten wurde im Norden des Landes nahe der chinesischen Grenze aus dem Boden gestampft und dürfte nur den Eliten des Landes und ausländischen Gästen vorbehalten sein.
Laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA wurden in der Retortenstadt, in der es zu dieser Jahreszeit bitterkalt ist, ein Museum, ein Wintersportgebiet, rund 10.000 Wohnungen und Gewächshäuser für Heidelbeeren und Kartoffeln gebaut. Eine Super-City ganz nach dem Geschmack des exzentrischen Staatschefs.
Machtbeweis einer Familien-Dynastie
Geplant wurde die „moderne bergige Stadt unter dem Zeichen des Sozialismus“, wie die kommunistische Arbeiterpartei das Vorzeige-Projekt nannte, schon vor Jahren. Der Standort nahe des heiligen Paektu-Bergs wurde ganz bewusst gewählt. Angeblich kam hier der 2011 verstorbene Diktator Kim Jong-il, Sohn des Staatsgründers Kim Il-sung, zur Welt.
Für die Kim-Familie ist die Gegend nahe der chinesischen Grenze also auch ein Ort, der ihren alleinigen Machtanspruch symbolisiert. Erst vor Kurzem verbreitete das nordkoreanische Fernsehen Bilder von Kim Jong-un, der auf einem Schimmel auf den schneebedeckten Gipfel galoppierte.
Vorwurf der Zwangs- und Kinderarbeit
Kein Wunder, dass er das Bauprojekt in Samjiyon mit aller Härte durchdrückte. Kim Jong-un ließ tausende Arbeiter aus dem gesamten Land in die Region entsenden, um die Retortenstadt zu errichten. Nach Angaben von Diplomaten, Regimeflüchtlingen und Menschenrechtsaktivisten sollen auch Studentenbrigaden und sogar Kinder zur Zwangsarbeit verpflichtet worden sein.
Diese wurden nicht entlohnt und erhielten miserable Verpflegung und Unterkunft. Die südkoreanische Website „Daily NK“ meldete im November, dass ein Mitglied einer Arbeitsbrigade in Samjiyon gestorben sei. Zudem kam es durch die internationalen Sanktionen wegen des nordkoreanischen Atomprogramms immer wieder zu Engpässen bei der Versorgung mit Baumaterial und dadurch zu zeitlichen Verzögerungen.
Luxus-Resort für 4000 Familien
Schon 2017 hatte Kim im Südwesten des Landes das erste Skigebiet Nordkoreas errichten lassen. In Masikryong, drei Stunden von der Hauptstadt Pjöngjang entfernt, entstanden moderne Hotels, Liftanlagen und bestens präparierte Pisten. Hintergrund für Kims Leidenschaft für die Berge ist, dass der Machthaber in der Schweiz zur Schule ging und die Wintersportorte in den Alpen kennenlernte. Jetzt ließ er sich quasi sein eigenes St. Moritz errichten.
Doch ähnlich wie in Masikryong werden auch in Samjiyon nur wenige Einheimische Urlaub machen können. Während ein Großteil des Landes unter der schwierigen wirtschaftlichen Lage und Unterversorgung leidet, leistet sich die Elite ein Luxus-Resort. Auf Hunderten von Hektar Land entstanden laut Staatsmedien Hotels, Wohnungen, Geschäftsgebäude sowie Kultur- und Medizineinrichtungen für 4.000 Familien. Damit will Kim Jong-un laut eigenen Angaben den Tourismus im Land ankurbeln, aber auch der Welt beweisen, dass Nordkorea trotz der Sanktionen Groß-Projekte umsetzen kann.